Splintholzkäfer (Lyctidae) in Museen

In der letzten Zeit häufen sich die Anfragen nach Stickstoffentwesungen zum Abtöten von Spintholzkäfern (z.B. Brauner, Linierter und Afrikanischer Splintholzkäfer) in Museen. Sie sind dort mittlerweile häufig zu finden. Dieses Thema wird aber wegen seiner Brisanz und den möglichen erheblichen Konsequenzen für die Eigentümer/Museumsbetreiber totgeschwiegen.

Splintholzkäfer befallen Laubholz, vor allem auch solche aus Übersee. Viele Bilderrahmen aus Laubholz sind z. B. aus Limba oder die Transportkisten z. B. aus Gabun (Okoumé) gefertigt. Sie fühlen sich aber auch wohl in einheimischen Laubhölzer wie z. B. Eichensplinthoz und Esche.

Bei einer Temperatur von 20 °C benötigt z.B. der Braune Splintholzkäfer etwa 1-1,5 Jahre, um nach der Eiablage zu schlüpfen. Direkt nach dem Schlüpfen paaren sich die Käfer und es erfolgt die erneute Eiablage. Werden Käfer in einer Flugfalle gefangen, dann ist in den meisten Fällen schon die Eiablage erfolgt. Pro Käferweibchen werden etwa 30 Eier abgelegt.

Für Ausstellungen werden  von den Museen Leihgaben untereinander weltweit ausgetauscht. Dadurch werden auch verschiedenen Lyctus-Arten  über die Befallswege Bilderrahmen, Transportkisten usw.  weltweit ausgetauscht. Auch wenn das Lyctus-Problem bekannt ist, so wird dieses häufig nach außen verschwiegen, um so der Gefahr auszuweichen, zukünftig keine Leihgaben mehr von anderen Museen zu bekommen.
Das ist zwar menschlich sehr verständlich, aber es löst das grundsätzliche Problem nicht. Vielmehr trägt dieses Verschweigen letztendlich zu einer größeren Verbreitung von den verschiedenen Lyctus-Arten bei und damit zu einer umfangreicheren Zerstörung durch diese Holzschädlinge.

Die Begasung mit Stickstoff ist eine allgemein anerkannte und bei richtiger Anwendung für Mensch und Kunstwerk als ungefährlich einzustufende Abtötungsmethode gegen Splintholzkäfer.

In der Literatur werden Werte zwischen 25 °C und 28 °C als Behandlungstemperatur bei einer Inertbegasung genannt. Es wurden Bekämpfungsmaßnahmen mit verschiedenen Gasen ausprobiert. Die in der Insektenbekämpfung häufig Gase Sulfuryldifluorid und Brommethan, beide keine Inertgase, greifen die Materialien der Kunstgegenstände an. So verändern sie die Pigmentierung, verfärben Buntmetalle und Naturstoffe (z. B. Leder) und können auch zu einer Veränderung der Oberfläche führen.

Entwesungen mit Stickstoff, (Gehalt > 99,5 %) bzw. mit einem  Stickstoff- und Kohlendioxid-Gemisch, sind in einer Diplomarbeit von Frau Frank aus dem Jahr 1993 geprüft worden. In allen Fällen kam es zur vollständigen Abtötung der Larven, wobei über einen Erfolg beim Abtöten der Eier nichts weiter ausgesagt wird. Restauratoren in verschiedenen Museen sind gegen die Anwendung von CO2, weil es letztendlich als saures Gas zu unerwünschten Materialreaktionen führen kann. Solche Reaktionen sind bei der Verwendung von reinem Stickstoff (Anteil > 99,5%) nicht bekannt. Als Alternative zu Stickstoff kann auch Argon verwendet werden.

Um in einem Museum eine wirksame Insektenbekämpfung durchführen zu können, ist eine genaue Ortskenntnis erforderlich. Letztendlich sind die in den Depots lagernden Kunstgegenstände so aufzubewahren, dass sie nicht schon befallen eingelagert werden und dass sie auch nicht befallen werden können. Hier sind strenge Hygienerichtlinien notwendig. Das lässt sich für jedes Museum individuell erarbeiten. Damit wird dann sichergestellt, dass zumindest der Bestand an Exponaten im Museum keine Schädigung durch diese Holzschädlinge erfährt.

Fast überall wird zur Stabilisierung der Klimabedingungen Laubholzparkett verwendet, in der Regel bei einer relativen Luftfeuchte um 50 % und bei einer Temperatur um 20 °C. Genau dieses Parkett bringt ein großes Gefahrenpotential mit sich. Da die Splintholzkäfer alle in der Lage sind, Anstriche auf dem Holz zu durchbeißen, um die Eier in diese Bissmulden abzulegen, ist es für sie kein Problem, auch harte Versiegelungslacke zu überwinden. Damit ist das Parkett, wenn es denn befallbar ist, ein weiteres Gefahrenpotential, das beobachtet und bei Befall ausgetauscht werden muss.

Wie bereits weiter oben ausgeführt, wird ein solcher Befall in der Regel nicht bekannt gegeben und, falls überhaupt, sucht jedes Museum bei der Bekämpfung nach eigenen Wegen. Aus der Sicht und Erfahrung des Verfassers ist das mittlerweile ein globales Problem bei Museen.

Es ist mittlerweile durchaus möglich, mit einer geeigneten Strategie die verschiedenen Splintholzkäfer erfolgreich zu bekämpfen und somit den Museumsbestand an Kunstgütern befallsfrei zu halten. Entsprechende Erfahrungen liegen vor.

Dank an Dipl.-Holzw. Ing. Georg Brückner für Unterstützung

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