von Astrid Sattler
Die Bekämpfung von Holzschadinsekten mit heißer Luft ist ein sehr gängiges Verfahren. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass es bei sachgerechter Anwendung zu einer 100 %igen Abtötung der Insekten kommt. Das Verfahren funktioniert aber nur dann zuverlässig, wenn die Hölzer von mindestens 3 Seiten mit warmer Luft umspült werden können.
Was ist aber, wenn das Holz verbaut ist? Wie bekommt man dort die Wärme in das Holz? Hier gibt es eine einfache Antwort: mit Mikrowelle. Was seit langem in der Küche sich bewährt hat, setzt sich nach und nach auch auf der Baustelle durch.
Die Mikrowelle transportiert die Energie in das Holz. Dort verwandelt sich die Energie mit den Wassermolekülen zu Wärme. Wissenschaftlich ausgedrückt heißt das, dass durch die Polarität der Strahlung sich die Wassermoleküle ständig neu ausrichten. Diese sehr schnellen Bewegungen führen zu Reibung und damit zum Erhitzen der Umgebung oder Materie, also des Holzes.
Die Wärmeentwicklung im Holz ist sehr stark. Bereits innerhalb von 10 min ist es möglich, Temperaturen um 100 °C im Holz zu erreichen. Gerade gegen Insekten, die sich sehr tief im Holz aufhalten, ist das von großem Vorteil.
Bei einem Forschungsvorhaben im Museumsdorf in Detmold wurde von dem Geräte-Entwickler dieses Verfahrens, Herrn Fritz Kohler, an verschiedenen Hölzern und bei verschiedenen Insekten nachgewiesen, dass die Abtötung funktioniert. Es gibt auch einen Untersuchungsbericht der Bundesanstalt für Materialprüfung, der die Abtötung von Hausbocklarven bei sachgerechter Anwendung der Mikrowelle bestätigt.
Der Vorteil der Mikrowellenanwendung liegt darin, dass nicht von allen Seiten eine Einwirkung notwendig ist. So ist z. B. bei Fachwerk mit den herkömmlichen Abmessungen durchaus die Anwendung nur von einer Seite möglich. Hier hat sich beim Befall durch den Gescheckten Nagekäfer (Xestobium rufovillosum) und den Gewöhnlichen Nagekäfer (Anobium punctatum) gezeigt, dass durch die Erhitzung im Holz und den angrenzenden Ausfachungen eine entsprechende Wärmeentwicklung vorhanden ist.
Die bisher zur Verfügung stehenden Daten zeigen, dass bei 55 °C und einer Einwirkung von ca. 1 Stunde eine Abtötung stattfindet. Dem WTA-Merkblatt „Heißluft“ aus dem Jahre 1987 ist aber zu entnehmen, dass bei dem Gewöhnlichen Nagekäfer schon eine Hitzestarre bei niedrigeren Temperaturen auftritt. Dazu muss man wissen, dass die Nagekäfer in ihrem Darm sog. Endosymbionten beherbergen. Das sind Pilze, die das von der Larve gefressene Holz zersetzen. Davon leben letztendlich die Larven.
Wird das Holz trocken, dann können die Insekten nicht mehr leben, weil die Pilze absterben. Wird das Holz aber langsam warm, dann sterben zuerst die Pilze ab und dann die Insekten. Der Begriff Hitzestarre gibt also den Punkt an, wo die Pilze bereits abgestorben sind, aber die Larve noch lebensfähig wäre. Letztendlich führt diese Hitzestarre auch zum Tod der Insektenlarve.
Da es mit der Mikrowelle kein Problem ist, im Inneren des Holzes die 55 °C zu erreichen, muss also über diesen Zusammenhang erst einmal nicht weiter nachgedacht werden. Die Versuche an verschiedenen Objekten haben gezeigt, dass gerade der Gewöhnliche Nagekäfer und der Gescheckte Nagekäfer tief im Holz vorzufinden sind. Das liegt aus meiner Sicht daran, dass dort die Feuchteverhältnisse im Holz sich am wenigsten ändern. Damit sind langfristig die besten Wachstumsbedingungen für diese Insekten gegeben.
Unter diesen Gesichtspunkten ist es relativ einfach möglich, eine Bekämpfung gegen den Gescheckten Nagekäfer und den Gewöhnlichen Nagekäfer durchzuführen. Da der Hausbock in den äußeren Holzzonen lebt, muss das Verfahren für den Hausbock modifiziert werden, um die erforderliche Wärme auch in den äußeren Holzzonen zu erreichen.
Es verwundert also nicht, wenn bei der Hausbockbekämpfung selbst im Sommer das Holz von außen mit entsprechenden Dämmmaterialien vor der Wärmeabgabe an der Holzoberfläche geschützt wird. Nur so ist es möglich, an der Oberfläche die 55 °C zu erreichen, die benötigt werden, um die Hausbocklarve abzutöten.
Es macht keinen Sinn, die Anwendung unkontrolliert durchzuführen. Meine Versuche mit der Hornantenne haben ergeben, dass im Holz sehr schnell kritische Temperaturen erreicht werden, bei der die Zersetzung des Holzes beginnt.
Die von mir eingesetzten Schlitzantennen haben den Vorteil, dass die Wärme gleichmäßig in das Holz abstrahlt. Dennoch muss die Temperatur im Holz kontrolliert werden. Je nach Feuchtigkeitsgehalt des Holzes und je nach Holzart ist es möglich, dass es zu örtlichen Überhitzungen kommen kann. Das wird durch spezielle Messfühler geprüft.
Außerdem beobachte ich immer wieder, dass bei der Anwendung viel Feuchtigkeit aus dem Holz entweicht. Bei Hölzern im Innenbereich hat das den großen Vorteil, dass bei der Bekämpfung von Gewöhnlichem Nagekäfer und Geschecktem Nagekäfer die für die Insekten erforderliche Mindestfeuchtigkeit meist unterschritten wird. Da Holz hygroskopisch ist, kann es Luftfeuchte aufnehmen. In Innenräumen wie z. B. in Schlössern, Museen, Ausstellungsräumen oder auch in Wohnhäusern wird durch die normale Luftfeuchte die Holzfeuchte von 10 % kaum überschritten. Diese Werte beziehen sich auf die Heizphase. Hier gibt es im Moment Versuche, wo geprüft wird, ob allein über die Austrocknung des Holzes die Entwicklung vom Gewöhnlichen Nagekäfer und vom Gescheckten Nagekäfer unterbunden werden kann.
Der Splintholzkäfer ist in den letzten Jahren wieder vermehrt in Wohnhäusern anzutreffen. Die Verbreitung ist offensichtlich auf infiziertes Holz aus den osteuropäischen Ländern zurückzuführen. Die Bekämpfung mit der Mikrowelle ist dann erfolgreich, wenn bei der Anwendung eine Ableitung der Hitze unterbunden werden kann. Kritisch ist die Anwendung z. B. bei Parkett direkt auf Betonböden verlegt. Hier kann die Oberflächentemperatur von 55 °C zwar gehalten werden, aber sie ist für die Abtötung des Splintholzkäfers zu gering.
Die Entwicklungstemperaturen liegen zwischen 20 – 55 °C. Hier muss also eine höhere Temperatur erreicht werden. Da die Splintholzbereiche sich überwiegend an der Unterseite der Parkettstäbe befinden, muss die Temperatur in diesen Holzzonen von ca. 70 °C gehalten werden. Liegt das Parkett nun direkt auf einem Beton auf, so leitet der Beton sehr schnell die Wärme ab. Es wird also schwierig, diese Bereiche ausreichend zu erhitzen.
Deshalb ist vor dem Einsatz der Mikrowelle zu prüfen, wie der Parkettboden aufgebaut ist. Dann lässt sich schon mit der notwendigen Erfahrung voraussagen, ob die Sanierung funktioniert.
Das Mikrowellenverfahren ist prädestiniert für kleinflächige Anwendungen. Rein technisch ist es möglich, in einem Dachstuhl die Hölzer gegen Hausbock bekämpfend zu behandeln. Allerdings ist das sehr aufwändig. Die Mikrowelle lässt sich also überall dort einsetzen, wo herkömmliche chemische Verfahren oder auch die normale Heißluft sowie die geregelte Heißluft ihre Grenzen haben. Erfolgreich eingesetzt wurde die Mikrowelle bisher bei der Fachwerksanierung, Balken- und Balkenkopfsanierung, Parkettsanierung und der gezielten Austrocknung von durchfeuchteten Balkenköpfen.
Celle, den 16.02.2008