Fachwerksanierung aus der Sicht des Holzschutzsachverständigen

Einleitung

Die Sanierung von Fachwerkwänden hängt im Wesentlichen von der Beurteilung der Holzsubstanz ab. Pilzbefall und Insektenbefall kann das Holz sehr unterschiedlich schädigen. Der Holzschutz-Sachverständige hat die Aufgabe, diese biotischen Schäden zu bestimmen und ggf. auch die Querschnittsminderung zu messen. Dazu ist es fast immer erforderlich, den Putz von der Wand zu entkernen und ggf. auch Ausfachungen zu öffnen. Der Statiker kann mit Hilfe dieser Aussagen einen Tragfähigkeitsnachweis führen. Mit diesen Grundlagen hat dann der Planer die Möglichkeit, meist in Verbindung mit einem Bauphysiker (Wärmeschutz), den neuen Wandaufbau festzulegen. Von Seiten des Denkmalschutzes werden oft Vorgaben für den Wandaufbau gemacht. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass bei allen Fragen zur Denkmalwürdigkeit und Originalbausubstanz auch die Nutzung und der Unterhalt des Gebäudes berücksichtigt werden muss. Der Holzschutz-Sachverständige entscheidet mit seiner Untersuchung praktisch über den Erhalt von Holz oder den Austausch. Es ist daher notwendig, dass sich der Sachverständige mit den Pilzen und Insekten auskennt und dieses Wissen auch in die Praxis umsetzt. Nachfolgend werden einige Hinweise zur Fachwerkwandsanierung gegeben.

Untersuchungsmethoden

Wie bereits zu Anfang angedeutet, beginnt die Fachwerkwandsanierung mit der Untersuchung der Hölzer. Die Sicherheit einer solchen Untersuchung hängt im Wesentlichen von der Untersuchungsmethode ab. Eine ideale Untersuchungsmethode gibt es nicht. Alle Untersuchungsmethoden haben mehr oder weniger große Einschränkungen, so dass meist mehrere Methoden miteinander kombiniert werden müssen, um ein fehlerfreies Untersuchungsergebnis zu erhalten. Diese Erkenntnis führt natürlich dazu, dass möglichst viele Messergebnisse für z. B. ein Fachwerkholz zusammengetragen werden. In vielen Fällen wird gemessen, ohne dass man sich darüber klar wird, was das Messergebnis bewirkt. So werden auch Messungen vorgenommen, deren Ergebnisse nicht aussagekräftig sind. Typisch für einen solchen Fall sind Feuchtigkeitsmessungen im Holz. Pilzbefallenes Holz hat eine höhere Feuchtigkeit. Trockenes Holz ist normalerweise nicht vom Pilz befallen. Daher wird abgeleitet, dass feuchtes Holz Pilzbefall aufweist oder aufweisen kann. Wenn längere Zeit kein Wasser auf Holz eingewirkt hat, dann ist das Holz trocken. Pilzbefallenes Holz gibt leicht Wasser ab und nimmt sehr leicht Wasser auf. Wird also in einem lange getrockneten Holz mit Pilzbefall die Feuchtigkeit gemessen, so ist der Wert normal; er entspricht trockenem Holz. Dennoch liegt ein Pilzbefall vor. Betrachtet man die Messungenauigkeit bei einer Holzfeuchtemessung (elektrisches Verfahren), so ist festzustellen, dass mehrfach an einer Stelle gemessene Werte mit bis zu 50 % Abweichung voneinander auftreten können. Um also einen einigermaßen repräsentativen Zahlenwert der Feuchtigkeit anzugeben, müssen jeweils immer mehrere Messungen an einer Stelle vorgenommen werden. Das ist viel zu aufwendig und für die Praxis nicht von großer Bedeutung. Vielmehr kann man aber mit der Feuchtigkeitsbestimmung im Holz in einem bestehenden Gebäude bestimmte Trends festlegen, z. B. ob auf der Wetterseite eine generelle Durchfeuchtung stattgefunden hat oder ob bei Balkenanschlüssen die Feuchtigkeit über den gesamten Bereich oder nur in der Außenwandauflage zu finden ist. Dazu sind aber keine genauen Messwerte erforderlich. In den letzten Jahren hat sich die Bohrwiderstandsmessung zur Bestimmung des Zustandes von Hölzern mehr und mehr durchgesetzt. Die Messmethode wird als bekannt vorausgesetzt. Mit dieser Methode kann Pilzbefall im Holz festgestellt werden. Will man z. B. bei Pilzbefall den Restquerschnitt im Holzfeststellen, so ist auch hier zu berücksichtigen, dass die Sanierungsmethode u. U. so großen Einfluss hat, dass aus wirtschaftlichen Gründen nur ein Austausch des Holzes übrig bleibt. Schwer wird es auch, mit dieser Bohrwiderstandsmessung den Hausbock oder andere Insekten im Holz zu finden. Die Fraßgänge im Nadelholz sind nur selten eindeutig aus der Messkurve zu erkennen. Wesentlich sicherer ist die Überprüfung der Holzoberfläche nach Ausfluglöchern (optische Prüfung). Ist z. B ein Fachwerkholz mit Insekten-Ausfluglöchern vorhanden, kann dieses Holz anstrichtechnisch nicht mehr behandelt werden. Es ist auszutauschen. Dann muss auch keine Bohrwiderstandsmessung mehr ausgeführt werden. Nagekäferbefall, besonders der Gewöhnliche Nagekäfer, lässt sich mit der Bohrwiderstandsmessung nur dann feststellen, wenn bereits eine Vermulmung des Holzes aufgetreten ist. Das sieht man aber auch dem Holz an, man muss es nicht mehr messen. Betrachtet man ein Fachwerkholz und findet den Gescheckten Nagekäfer (oder auch den Schwammholzkäfer bzw. den Trotzkopf), so ist bekannt, dass alle diese drei Insektenarten auf Pilz befallenes Holz angewiesen sind. Erwachsene Larven können bis zu 2,5 m vom Pilzbefall in gesundem Holz leben. Hier kann man also schon anhand der Insektenausfluglöcher gezielt nach Pilzbefall suchen, ohne dass ein Fachwerkholz über die gesamte Länge gemessen werden muss. Mittlerweile wurden auch Versuche mit Röntgengeräten durchgeführt, um den Zustand von Holzbalken in einer (Stuck)Decke zu bestimmen. Eine norddeutsche Firma hat zudem für verputztes Fachwerk eine Methode entwickelt, die Wand mit Wärme anzustrahlen und über die Thermografie den Zustand der Fachwerkhölzer unter dem Putz zu bestimmen. Diese Verfahren haben unterschiedliche Vor- und Nachteile, setzen aber in allen Fällen voraus, dass auch eine optische Prüfung vorgenommen wird. Das Betrachten von Holz kann so viele Aufschlüsse über Schäden geben, dass in vielen Fällen große Messreihen nicht erforderlich sind. Hinzu kommt die Erfahrung des Untersuchenden, die das Finden von Schäden erleichtert. Allgemein gilt, dass man sich mehr auf seine Augen verlassen sollte als auf die Messgeräte.

Insektenbefall

Die Sanierung von Insektenbefall wird in der DIN 68 800 Teil 4 beschrieben. Nach dieser Norm ist es erforderlich, mit zwei Kontrollschlägen pro lfd.m die Hölzer auf Befall zu prüfen. Für die Konstruktionshölzer eines Dachstuhls ist dies noch machbar, schwierig wird es aber bei einer Fachwerkwand. Eine solche Prüfung ist nicht möglich. Liegt z. B. Hausbockbefall vor, dann hat der Hausbock seine Puppenwiege direkt unter der Holzoberfläche angelegt. Es sind direkt unter der Holzoberfläche auch mehrere Fraßgänge vorhanden. Diese befinden sich in der Nähe des Ausflugloches. Bei bewitterten Holzoberflächen gibt es hier ein anstrichtechnisches Problem. Zwar ist die Holzoberfläche bis auf das Ausflugloch noch intakt, aber direkt unter einer papierdünnen Schicht befindet sich ein Hohlraum. Hier wird auf Dauer kein Anstrichmittel halten. Deshalb sind bewitterte Fachwerkhölzer mit Hausbockbefall auszutauschen. Hinzu kommt, dass die Ausfluglöcher des Hausbockes nicht mit einem Anstrichmittel verschlossen werden können. Dafür sind sie einfach zu groß. Es verbleiben somit in der bewitterten Holzoberfläche Öffnungen, in die Feuchtigkeit eindringen kann. Das kann zum Pilzbefall im Innern des Holzes führen. Deswegen ist ebenfalls ein Austausch erforderlich. Liegt Hausbockbefall an den außen sichtbaren Deckenbalkenköpfen vor, so muss die Ausbreitung nach innen durch Aufnehmen des Fußbodens geprüft werden. Wegen der Ausfluglöcher und der Zerstörung ist ein Austausch des Balken(kopfes)s vorzunehmen. Da die meisten Balkenköpfe mit dem Rähm und/oder der Schwelle verzahnt sind, gibt es bei sichtbaren Balkenköpfen größere bautechnische Probleme beim Ausbau. Hier entscheidet auch der Zimmermann oder der Statiker, inwieweit ein teilweiser Austausch vorgenommen werden kann. Der Holzschutz-Sachverständige beurteilt die Bekämpfung der Insekten. Bei der Ausarbeitung von Sanierungsvorschlägen sollte er immer mehrere Varianten vorschlagen. Dies ist in den meisten Fällen möglich. Wenn dazu noch die Randbedingungen genannt werden, ist die planerische Freiheit wieder gewährleistet. Leider sind viel zu oft in den Gutachten nur einseitige Sanierungsvorschläge aufgeführt. Und leider wird in vielen Fällen immer die DIN als unumstößlicher Stand der Technik vorgegeben. Die DIN 68 800 in ihrer ersten Ausgabe von 1952 sollte einen Mindeststandard am Bau gewährleisten. Deshalb haben sich Vertreter aus Bauwirtschaft, Industrie und Wissenschaft getroffen und diese Norm erarbeitet. Heute wird die Norm (Ausgabe 1992) immer wieder als Grundlage genutzt, sehr umfangreiche Sanierungen durchzuführen. Selbst der mittlerweile erschienene Kommentar zu dieser Norm (Beuth-Verlag 1998), der in einigen Punkten sogar gegensätzliches zur ursprünglichen Norm aussagt, wird in der Praxis viel zu wenig genutzt. Beim Gewöhnlichen Nagekäfer (Holzwurm) sieht die Schädigung an den Fachwerkhölzern etwas anders aus. Er befällt Laub- und Nadelhölzer. Eichenkernholz wird nur befallen, wenn zusätzlich ein Pilzbefall vorhanden ist. Das Feuchtigkeitsoptimum für den Nagekäfer im Holz liegt bei etwa 35 % rel. Holzfeuchte. Ist nur ein geringer Befall vorhanden, so ist keine Vermulmung des Holzes eingetreten. Die hinterlassenen Ausfluglöcher können mit einem Anstrich wieder verschlossen werden. Deshalb ist leicht befallenes Holz nicht auszubauen. Hier ist allenfalls eine Insektenbekämpfung bei lebendem Befall erforderlich. Gerade wegen des Gewöhnlichen Nagekäfers, der auch sehr altes Holz befällt, ist ein vorbeugender Schutz erforderlich. In Verbindung mit Feuchtigkeitseinfluss kann der Befall bei Nadelholz sogar soweit fortgeschritten sein, dass das Holz vollständig zerfällt. Der Gewöhnliche Nagekäfer (Holzwurm) legt immer wieder die Eier in die eigenen Ausfluglöcher ab. Das fördert eine starke Zerstörung. Hier ist der Holzschutz-Sachverständige gefragt. Höhere Feuchtigkeit im Holz, die einen stärkeren Befall fördert, hat ihre Ursachen. Diese Feuchtigkeitsursache muss gefunden werden. Kann man die Feuchtigkeitsursache beseitigen, dann ist eine geringere Gefährdung des Holzes gegeben. Sowohl der Gescheckte Nagekäfer wie auch der Schwammholz-Nagekäfer oder der Trotzkopf sind auf Pilz befallenes Holz angewiesen. Hier ist es ganz besonders wichtig zu wissen, dass der Befall so lange aktiv sein kann, wie Pilz befallenes Holz vorhanden ist. Die Pilzschäden sind vielfach nur im Innern der Hölzer vorhanden. Bei sehr großen Holzquerschnitten lässt sich das durch Klopfen nicht feststellen. Hier ist die Bohrwiderstandsmessung wieder erfolgreich einzusetzen. Die Sanierung solcher Hölzer richtet sich aber dann nach dem Pilzbefall im Holz, nicht nach dem Insektenbefall. Bei aktivem Insektenbefall ist die chemische Methode eine Möglichkeit der Bekämpfung. Andere Verfahren sind die Heißluftbehandlung oder die Hochfrequenzbehandlung. Bei der Heißluft wird das Holz mittels warmer Luft (ca.100 °C) bis auf 55 °C für mind. 1 Stunde erhitzt, bis das tierische Eiweiß gerinnt. Anschließend ist das Holz aber weiterhin durch Insektenbefall gefährdet. Es ist eine zusätzliche chemische Behandlung im Streich- oder Sprühverfahren erforderlich. Auf die entsprechenden Feinheiten dieser Methode wird hier nicht weiter eingegangen. Die Hochfrequenzbehandlung, ein relativ neues Verfahren, beruht ebenfalls auf dem Prinzip der Erhitzung des Holzes. Durch die angelegten Elektroden erhitzt sich die Holzoberfläche praktisch nur auf den Wert des gesamten Holzquerschnittes. Damit treten keine Harzläufer oder Farbzerstörungen auf. Zudem kann mit dieser Methode auch nur punktuell gearbeitet werden. Diese Methode lässt sich z. B. bei der Bekämpfung eines Insektenbefalles in einem farbig gefassten Schriftbalken einsetzen. Außerdem wird das Holz schneller aufgeheizt. Eine „normale“ Schwelle wird in ca. 20 – 30 min. im Innern auf 55 °C erhitzt. Im Gegensatz zur Heißluftbehandlung ist das zeitersparend, kann aber nicht an allen Bauteilen gleichzeitig angewendet werden. Deshalb beschränkt sich diese Methode mehr auf die Behandlung einzelner Bauteile. Anzumerken ist, dass die meisten Holzschutzmittel gegen den Gescheckten Nagekäfer bei der Oberflächenbehandlung (Sprühen oder Streichen) nicht wirksam sind. Das gilt auch für den Gewöhnlichen Nagekäfer. Selbst bei der Bohrlochtränkung muss häufig nachgearbeitet werden. Daher sind der Begasung oder den thermischen Verfahren den Vorzug zu geben, diese Methoden wirken, sachgerecht angewendet, zu 100 % tödlich für die Insektenlarven.

Pilzbefall

Bei Pilzbefall ist zwischen Hausschwamm und anderen Pilzen zu unterscheiden. Der Hausschwamm ist in der Lage, Feuchtigkeit aus der Wand abzuleiten und damit auch trockene Hölzer zu befallen. Alle anderen Pilze haben diese Eigenschaft nicht. Es ist wissenschaftlich sicher sehr interessant, welche Pilzart letztendlich für den Schaden verantwortlich ist. Für die Praxis ist dies aber von untergeordneter Bedeutung. Hier entscheiden Kriterien wie z. B. Tragfähigkeit, Exposition des befallenen Holzes im Gebäude und mögliche Auswirkungen auf Anstriche, Funktion etc. Beim Hausschwamm ist eine besondere Problematik gegeben. Das Pilzgeflecht kann sowohl auf dem Holz als auch in der Ausfachung vorkommen. Um die Schädigung erkennen zu können, ist in aller Regel die Ausfachung zu öffnen. Dann erst sieht man an den Holzflächen, wie weit hier eine Zerstörung aufgetreten ist. Durch den Ausbau der Ausfachung wird das befallene Mauerwerk entfernt. Deshalb ist eine Bohrlochimprägnierung in der Ausfachung nicht erforderlich. Sie ist auch technisch meist nicht möglich, da der Wandquerschnitt dafür zu gering ist. Wenn noch keine starke Vermulmung eingetreten ist, kann mittels Heißluft das Hausschwamm befallene Fachwerkholz behandelt werden. Bei Temperaturen um 40 °C stirbt der Hausschwamm ab. Dann ist ein vorbeugender Schutz des Holzes erforderlich. Der vorbeugende Schutz muss auf den später aufzubringenden Anstrich abgestimmt werden. Bei bewitterten Flächen, die mit einem Anstrich geschützt werden sollen, muss das vom Pilz befallene Holz abgeschält werden, da es für einen Anstrich weniger geeignet ist. Dieses Verfahren ist nicht bei jedem Fachwerkholz einzusetzen. Nur wenn die bewitterte Fläche nicht befallen ist oder die Zerstörung sich nur auf die oberflächennahen Zonen beschränkt, kann man mit der Heißluftmethode arbeiten. Bei starker Vermulmung muss das Holz ausgebaut werden. Der Verfasser hat eine solche Sanierung bereits 1990 an einem Fachwerkgiebel in Herford ausführen lassen und das Objekt über mehrere Jahre beobachtet. Dort ist bis heute kein Schaden mehr aufgetreten. Der Grund dafür ist nicht allein die Abtötung des Hausschwammes mittels Heißluft, sondern auch die Veränderung der Bausubstanz (Dacheindeckung, Dachüberstand, andere Wärmedämmung), so dass kein Wasser mehr Zutritt hatte. Eine langfristig sichere Hausschwammsanierung im Fachwerkgebäude ist nur dann gegeben, wenn keine Feuchtigkeit mehr Zutritt hat. Dabei ist nicht alleine das Niederschlagswasser gemeint, das auf die Holzoberfläche auftritt und wieder abtrocknen kann. Vielmehr handelt es sich um Durchfeuchtungen, die durch bauliche Gegebenheiten nicht mehr abtrocknen können. Diese Durchfeuchtung kann auch im Mauerwerk auftreten, so dass der Hausschwamm das Wasser ableiten kann. Vielfach wird dem Hausschwamm auch die Eigenschaft zugesprochen, Luftfeuchtigkeit kondensieren zu können, um damit trockenes Holz zu befallen. Sowohl Herr Dr. Grosser wie auch Herr Prof. Dr. Olaf Schmidt weisen in ihren Büchern darauf hin, dass der Hausschwamm diese Eigenschaft nicht hat. Dennoch kann nicht darüber hinweggetäuscht werden, dass gerade beim Hausschwamm äußerste Vorsicht geboten ist, und z. B. die Heißluftbehandlung von Hausschwamm befallenem Holz eine sehr große Erfahrung voraussetzt. Bei den anderen Pilzen genügt normalerweise allein die Austrocknung, um einem Pilzbefall abzutöten. Alle Pilze fallen aber nach dem Abtrocknen der befallenen Hölzer in eine mehr oder weniger lange „Trockenstarre“. Im Kommentar zur DIN 68 800 Teil 4 wird bezeichnenderweise auch angegeben, dass es bei Deckenbalken ausreicht, wenn das Pilz befallene Holz abgeschält wird und das restliche Holz imprägniert wird. Sofern es sich um Deckenbalken und Dachkonstruktionen handelt, ist dies sicher möglich. Anders sieht es aber bei einem Fachwerkholz aus. Hier kann man den Befall nicht abschälen, weil dann im sichtbaren Bereich einfach eine sehr unschöne Holzoberfläche entsteht. In diesem Fall ist ein Austausch des Holzes vorzunehmen. Kritisch ist auch Pilzbefall in Schwellen oder besonders exponierten Fachwerkwänden. Hier muss darauf geachtet werden, dass eintretendes Wasser abgeleitet wird. Unter Umständen sind dann Arbeiten am Sockelmauerwerk erforderlich. Hier müssen Kanten gebrochen werden, damit das Niederschlagswasser abfließt. Bei Untersuchungen sanierter Fachwerkhäuser wird immer wieder festgestellt, dass man versucht hat, Pilz befallene Bereiche auf der bewitterten Seite vom Holz zu entfernen und anschließend das Holz mit einer Bohle wieder aufzudoppeln. Legt man solche Stellen heute frei, stellt man vielfach fest, dass unter der neu aufgebrachten Bohle eine starke Vermulmung durch Pilzbefall vorhanden ist. Das Problem liegt darin, dass die Bohle die normale Trocknung des Holzes verhindert. Wasser wird im Holz kapillar weitergeleitet. Durch die aufgesetzte Bohle wird die Kapillarität des Holzes an dieser Stelle unterbrochen. Es kommt zu einem Feuchtigkeitsstau. Im Winter zieht die Feuchtigkeit von innen nach außen. Sie staut sich an der Luftschicht zur Bohle. Dort entsteht dann in der Folge Pilzbefall. Dieser Befall ist insofern heimtückisch, als er von außen nicht zu erkennen ist. Innen wird das Holz meist durch Putze oder Verkleidungen abgedeckt, so dass auch hier keine Veränderung auffällt. Die Konsequenz aus dieser Feststellung ist daher, dass man keine Verbohlung mehr einsetzt, sondern die Hölzer im vollen Querschnitt austauscht. Auf weitere konstruktive Details wird hier nicht eingegangen. Dies ist auch nicht Aufgabe des Holzschützers, sondern dafür ist ein Zimmermann oder ein Statiker zuständig. Der Holzschützer sollte sich in seinen Beratungen zur Fachwerksanierung tatsächlich nur auf den Holzschutz beschränken. Zweifelsohne muss auch der konstruktive Holzschutz berücksichtigt werden. Hier ist dann die Konstruktion angesprochen. Bei der Sanierung einer Fachwerkwand sind aber hier sehr enge Grenzen gesetzt. Durch geschickten Einbau der Ausfachung, durch Schließen von Rissen etc. kann das Eindringen von Wasser weitestgehend verhindert werden. Nur dürfen diese Veränderungen nicht so grundlegend sein, dass dadurch das äußere Erscheinungsbild gestört wird. Es bleibt auch die Wahl der Holzart. Werden Hölzer eingesetzt, die resistenter gegen Pilzbefall sind, so kann ein stark beanspruchtes Bauteil länger erhalten werden. Aber auch hier darf die Optik nicht zu sehr verändert werden. Zudem sind unterschiedliche Hölzer in einer Fachwerkwand z. B. für einen Anstrichaufbau problematisch und können den Gesamteindruck belasten.

Zusammenfassung

Bei den Sanierungsvorschlägen steht das Bemühen dahinter, möglichst viel Bausubstanz zu erhalten. Das setzt voraus, dass man sich mit den Schädlingen auskennt. Wird bei Pilzbefall z. B. die Feuchtigkeit entzogen, dann kommt es früher oder später zu einem Absterben des Befalls. Hier kann man mit Holzschutzmitteln „nachhelfen“, ohne dass dadurch aber die Festigkeit wiederhergestellt wird. Bei Insektenbefall ist die Problematik eine ganz andere. Die Insekten fliegen das Holz selbständig an. Durch die Wahl des Holzes kann ausgeschlossen werden, dass z. B. der Hausbock als Schädling auftritt. Das setzt aber voraus, dass man in dieser Konstruktion auch Eichenholz einbauen kann. Andernfalls ist ein vorbeugender Schutz mit chemischen Mitteln notwendig. Bei den vorgefundenen Schäden muss immer darauf geachtet werden, dass die sichtbaren Hölzer auch für den Anstrich geeignet sind. Der Anstrich des Fachwerkholzes wurde hier bewußt ausgeklammert, da eine direkte Einflussnahme auf das Material durch den Sachverständigen rechtlich schwierig ist. Hier kommt es zu einer Kollision zwischen Produkthaftung und Sachverständigenhaftung. Es ist ratsam, die Anwendungstechniker der einzelnen Anstrichmittelhersteller für diesen Bereich einzuschalten. Dieser Beitrag ist eine Zusammenfassung des Vortrages, den der Verfasser anlässlich der „Denkmal 98″ in Leipzig über das Thema Fachwerksanierung gehalten hat.

Literaturangaben

Eine spezielle Literatur wurde für diesen Vortrag nicht berücksichtigt. Es handelt sich ausschließlich um Erfahrungen des Verfassers bei der Fachwerksanierung. Es wurden auch bewußt bei der Nennung von Spezialverfahren aus Wettbewerbsgründen keine Verarbeiter genannt. Die entsprechenden Firmen sind durch Inserate auch in dieser Fachzeitung bekannt. Andernfalls kann auf Nachfrage ein entsprechender Verarbeiternachweis gegeben werden. Bezüglich der Insektenbekämpfung wurde dieser Artikel im November 2008 aktualisiert. Joachim Wießner Heinrich-Heine-Straße 6 49688 Lastrup 04472/94840
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